Frauen, die Benins Zukunft gestalten
Porträts im Wandel zwischen Tradition und Moderne
In Benin, einem Land reich an kultureller Vielfalt und historischem Erbe in Westafrika, spielen Frauen eine zunehmend entscheidende Rolle in der Entwicklung des Landes. Vom traditionellen Haushalt bis zu den höchsten politischen Ämtern – die beninischen Frauen überwinden historische Barrieren und gestalten aktiv die Zukunft ihrer Nation. Dieser Artikel beleuchtet die Errungenschaften, Herausforderungen und die sich wandelnde Rolle der Frauen in der beninischen Gesellschaft, mit einem besonderen Fokus auf die deutsch-beninischen Perspektiven und Kooperationen.
Historischer Kontext: Die traditionelle Rolle der Frau in Benin
In der traditionellen beninischen Gesellschaft spielten Frauen eine zentrale Rolle, die tief in den kulturellen Normen und Werten verankert war. Diese Rollen, obwohl sie oft auf den häuslichen Bereich beschränkt waren, bildeten das Rückgrat der sozialen und familiären Strukturen. Die primären Verantwortlichkeiten der Frauen umfassten häusliche Pflichten und die Erziehung der Kinder, was weit mehr als nur alltägliche Aufgaben bedeutete; es war ein entscheidendes Element, das zur Erhaltung und Übermittlung kultureller Werte beitrug.
In der Familie waren Frauen traditionell für die Aufrechterhaltung des Haushalts zuständig. Diese Rolle erstreckte sich von der Zubereitung der Mahlzeiten über die Pflege des Wohnraums bis hin zur Sorge für ältere Familienmitglieder. Frauen wurden oft als Hüterinnen der familiären Harmonie gesehen, eine Rolle, die tiefen Respekt und Anerkennung in der Gemeinschaft fand.

Quelle: Botschaft Benin
« Die Erziehung der Kinder war eine zentrale Aufgabe beninischer Frauen. Sie waren die primären Vermittlerinnen von Werten und Traditionen, wodurch sie eine unersetzliche Rolle in der Bewahrung der kulturellen Identität spielten. »
Obwohl ihre Rolle hauptsächlich auf den häuslichen Bereich beschränkt schien, trugen Frauen auch wesentlich zur Wirtschaft bei. In ländlichen Gebieten waren sie oft in der Landwirtschaft tätig, wobei sie sich um den Anbau und die Ernte von Lebensmitteln kümmerten, die für die Ernährung ihrer Familien essentiell waren. In städtischen Gebieten beteiligten sich Frauen am lokalen Handel, indem sie Produkte auf dem Markt verkauften.
Der Wandel: Frauen in Führungspositionen
Mit der Zeit und dem Einfluss von Bildung, Urbanisierung und globalen Bewegungen begann sich die Rolle der Frauen in Benin zu wandeln. Die jüngsten Entwicklungen zeigen eine bemerkenswerte Transformation: Frauen übernehmen zunehmend Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Meilenstein: Frauen in der Nationalversammlung
Ein bemerkenswerter Wendepunkt in der Geschichte Benins war die Parlamentswahl vom 8. Januar 2023. Von den 109 Sitzen in der Nationalversammlung wurden 28 von Frauen besetzt – ein Novum in der Demokratiegeschichte des Landes. Mit einem Frauenanteil von 25% wurde ein historischer Meilenstein erreicht, nachdem bei früheren Wahlen dieser Anteil nie über 10% gelegen hatte.
Dieser Erfolg ist das Ergebnis einer Politik der positiven Diskriminierung, die Benin seit 2019 in sein Wahlgesetz aufgenommen hatte, um den Frauenanteil im Parlament zu erhöhen. Die Vertretung von Frauen auf dieser Ebene erhöht die Chancen für mehr Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern in Benin.
Frauen im Parlament
25%
Frauenanteil in der Nationalversammlung (2023)
Blandine Codjia Agossou, Expertin für Gender- und Bildungsfragen im Kooperationsbüro der Schweiz in Cotonou, beschreibt diesen Fortschritt: « Ein Frauenanteil von 25 Prozent in der Nationalversammlung Benins: Das ist ein Novum in der Demokratiegeschichte Benins. Es ist ein Sieg, der nach langjährigen Engagement von Frauen und Männern für eine stärkere Vertretung der Frauen in den Entscheidungsinstanzen zustande kam. »
Frauen in der Wirtschaft von Benin
Landwirtschaft
Etwa 60% der Frauen in Benin sind in der Landwirtschaft tätig. Sie kümmern sich um Anbau, Verarbeitung und Verkauf landwirtschaftlicher Produkte.
Handwerk
Etwa 70% der Handwerksproduktion liegt in den Händen von Frauen, die traditionelle Fertigkeiten wie Weben und Töpfern beherrschen.
Handel
Etwa 65% des lokalen und regionalen Handels wird von Frauen betrieben, besonders auf Märkten und in kleinen « Boutiques ».
Frauen in Benin haben sich als Unternehmerinnen etabliert, besonders in Sektoren wie Landwirtschaft, Handel und Handwerk. Viele Frauen führen erfolgreich ihre eigenen Unternehmen oder versorgen mit dem Einkommen aus einem kleinen Laden, einer sogenannten « Boutique », eine ganze Familie.
Quelle: Management Sciences for Health
Wirtschaftliche Initiativen
Die wirtschaftliche Stärkung von Frauen wird durch verschiedene Initiativen gefördert. Zum Beispiel unterstützt das von Management Sciences for Health dokumentierte Programm Frauen und Jugendliche dabei, Gesundheitssparfonds zu organisieren, um Zugang zu Malaria-Behandlungen zu erhalten.
Auch die Bio-Baumwollproduktion in Benin, unterstützt durch die GIZ, steigert die Einkommen und verbessert die Lebenssituation von Frauen in ländlichen Gebieten. Diese Initiative schafft nicht nur wirtschaftliche Möglichkeiten, sondern fördert auch umweltfreundliche Praktiken.
Herausforderungen für Frauen in Benin
Trotz bemerkenswerter Fortschritte stehen Frauen in Benin weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Philina, eine 19-jährige weltwärts-Freiwillige, die in Benin mit Mädchen und Frauen arbeitet, beschreibt die Situation:
« Die größte Herausforderung in Benin sehe ich darin, dass klare, traditionelle Rollenbilder noch sehr verbreitet sind. Der Mann bildet dabei das Oberhaupt und den Versorger der Familie, während die Frau, unterstützt von den Kindern, für den Haushalt zuständig ist. Das gilt übrigens auch, falls sie selbst berufstätig ist. »
Zentrale Herausforderungen
- Bildung: Die Bildungschancen sind für Jungen deutlich besser als für Mädchen, besonders in ländlichen Gebieten.
- Armut: In Benin leben 40% der Menschen unterhalb der Armutsgrenze, wobei Frauen besonders betroffen sind.
- Traditionelle Rollenbilder: Trotz Fortschritten sind traditionelle Geschlechterrollen noch tief verankert.
- Gesundheitsversorgung: Der Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung bleibt für viele Frauen eingeschränkt.
- Gewalt: Viele Frauen und Mädchen sind von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen.
SOS-Kinderdorf berichtet, dass Armut besonders Frauen in Benin hart trifft: « Sie dürfen als Kinder häufiger nicht in die Schule gehen, werden häufig früh verheiratet, bekommen Kinder und haben aufgrund ihrer mangelnden Ausbildung kaum Chancen, Arbeit zu finden. »
Deutsch-Beninische Zusammenarbeit zur Förderung von Frauen
Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Benin spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung der Rolle der Frau in Benin. Verschiedene deutsche Organisationen und Initiativen arbeiten mit beninischen Partnern zusammen, um Frauen zu unterstützen und ihre Rechte zu stärken.
Kooperationsprogramme und Initiativen
GIZ – Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit: Fördert Programme zur beruflichen Bildung von Frauen in der Landwirtschaft und unterstützt Bio-Baumwollproduktion, die besonders Frauen zugute kommt.
SOS-Kinderdorf: Die deutsche Organisation stärkt Frauen in Benin durch Unterstützung bei Schulbildung, Ausbildungsplatzsuche und kostenlosen Bildungsangeboten.
Weltwärts-Programm: Deutsche Freiwillige wie Philina arbeiten in Benin in Projekten zur Förderung von Mädchen- und Frauenrechten.
INTACT e.V.: Die deutsche Organisation konnte in Benin einen großen Erfolg erzielen – das Land hat im April 2005 die weibliche Genitalverstümmelung überwunden.

Diese Kooperationsprogramme fokussieren sich auf verschiedene Bereiche wie Bildung, Gesundheit, wirtschaftliches Empowerment und politische Teilhabe. Sie tragen dazu bei, die Lebensbedingungen von Frauen in Benin zu verbessern und ihnen neue Möglichkeiten zu eröffnen.
Symbole des Wandels: Die Amazonen-Statue in Cotonou
Die Amazonen-Statue in Cotonou symbolisiert die Würdigung beninischer Frauen
Ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung für Frauen in der beninischen Gesellschaft ist die 2022 eingeweihte Amazonenstatue in Cotonou. Philina berichtet: « Sie ist laut Inschrift nicht nur eine Würdigung der historischen, rein weiblichen Militäreinheit, die ebenso wie die Männer zur Verteidigung des Landes beitrug, sondern auch ein Ausdruck des Stolzes auf die beninischen Frauen. »
Die Statue erinnert an die Amazonen von Dahomey, die einzige rein weibliche Armee der Welt, die im 19. Jahrhundert existierte und für ihre Tapferkeit und Kampfkunst bekannt war. Diese historische Anerkennung steht im Kontrast zu den gegenwärtigen Herausforderungen, mit denen Frauen in Benin konfrontiert sind, und symbolisiert das Potential für Veränderung und Fortschritt.
Zukunftsperspektiven: Der Weg zur Geschlechtergerechtigkeit
Die Fortschritte bei der Stärkung der Rolle der Frau in Benin sind bemerkenswert, doch wie Philina es ausdrückt: « Der Weg bis zur Geschlechtergerechtigkeit ist noch weit. » Die Grundlage für weitere Verbesserungen wird durch folgende Faktoren gelegt:
Schlüsselfaktoren für zukünftige Fortschritte
Bildung
Erhöhung der Bildungschancen für Mädchen und Frauen durch Stipendien, Schulprogramme und Berufsausbildungen.
Rechtlicher Rahmen
Weitere Verbesserung und konsequente Umsetzung von Gesetzen zur Gleichstellung und zum Schutz vor Diskriminierung.
Wirtschaftliche Stärkung
Förderung von Unternehmertum und verbesserte Zugangsmöglichkeiten zu finanziellen Ressourcen für Frauen.
Politische Beteiligung
Fortsetzung und Ausbau von Maßnahmen zur Erhöhung der Frauenbeteiligung in politischen Entscheidungsprozessen.
Die internationale Zusammenarbeit, insbesondere zwischen Deutschland und Benin, wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Durch den Austausch von Wissen, Ressourcen und Erfahrungen können beide Länder voneinander lernen und gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen entwickeln, mit denen Frauen konfrontiert sind.
« Lasst euch von niemandem sagen, was ihr tun könnt und was nicht. Verfolgt eure Ziele, auch wenn der Weg für euch manchmal steiniger ist. Ihr schafft damit einen Pfad – nicht nur für euch selbst, sondern auch für alle, die nach euch kommen. » – Philina, weltwärts-Freiwillige in Benin
Fazit
Frauen in Benin haben trotz zahlreicher Herausforderungen bemerkenswerte Fortschritte erzielt. Der historische Anstieg des Frauenanteils im Parlament auf 25%, die zunehmende wirtschaftliche Beteiligung und die Anerkennung ihrer Beiträge durch Symbole wie die Amazonenstatue in Cotonou sind Zeichen eines positiven Wandels.
Die deutsch-beninische Zusammenarbeit spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung dieser Entwicklungen durch verschiedene Programme und Initiativen, die darauf abzielen, Frauen zu stärken und ihre Rechte zu fördern.
Der Weg zur vollständigen Gleichstellung der Geschlechter in Benin ist noch weit, aber die bereits erzielten Fortschritte geben Anlass zur Hoffnung. Durch weiteres Engagement in den Bereichen Bildung, rechtlicher Schutz, wirtschaftliche Stärkung und politische Beteiligung können Frauen in Benin weiterhin aktiv die Zukunft ihres Landes gestalten.
Die Geschichten der Frauen in Benin, ihre Erfolge, Kämpfe und Visionen, inspirieren nicht nur andere Frauen in ihrem Land, sondern auch Menschen weltweit, die sich für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit einsetzen.